ENTWICKLUNGEN AUF DEM WEG IN DIE DIGITALE ZUKUNKT

Schlüsselfaktoren der digitalen Kommunikation

Wie entwickelt sich die digitale Kommunikation in den kommenden fünf Jahren, welche Schlüsselfaktoren sind – oder werden – wichtig für diese Entwicklung? Wie wirken diese Faktoren auf die Menschen, wie wirkt sich digitale Kommunikation auf die bisher „analoge“ Welt aus? Welche Impulse sind für Unternehmen daraus relevant, um das eigene Geschäft zu sichern und weiter zu entwickeln? Um diese Fragen zu beantworten, hat das Institute of Electronic Business (IEB) ein Expertengremium, den Rat der Internetweisen (RDIW) einberufen und gemeinsam mit diesem die Schlüsselfaktoren der digitalen Kommunikation ermittelt.

Unter Schlüsselfaktoren versteht das IEB alle Einflussfaktoren, bedeutenden Entwicklungen und umfassenden Trends, die die digitale Kommunikation beeinflussen oder aus ihr heraus entstehen. Die Faktoren wurden in einer mehrstufigen Expertenbefragung erhoben und umfassen die Bereiche Technologie, Kommunikation, Gesellschaft und Politik sowie Wirtschaft. Die grundlegenden. Ergebnisse der Befragung wurden in einer Studie veröffentlicht, die regelmäßig aktualisiert und erweitert werden soll.

Im ersten Schritt der Studie wurden anhand umfangreicher Sekundärrecherche in aktuellen Studien, Analysen und weiterer Publikationen sowie basierend auf eigener Forschungstätigkeit mögliche Faktoren gesammelt und in vier Bereiche geclustert:

Die vier Schlüsselbereiche der digitalen Kommunikation.

Der Delphi-Methode folgend, wurde ein Expertengremium berufen, das unterschiedliche Aspekte und Perspektiven des Themengebietes abdeckt. Im zweiten Schritt wurde dem Rat dann die Aufstellung der Faktoren zur Bewertung und Ergänzung vorgelegt. Die Mitglieder des Rates konnten ihre Antworten anonym und ohne die Bewertungen und Anmerkungen der anderen Teilnehmer zu sehen, abgeben.  Als Ergebnis wurden 30 Schlüsselfaktoren selektiert, die sich etwa gleich stark auf alle vier Bereiche verteilen. 

Technologie

Schlüsselbereich Technologie.

Die Technologie bildet die Grundlage: sie ermöglicht es, das überhaupt digital kommuniziert werden kann. Die Leistungsfähigkeit der zu Grunde liegenden Netzinfrastruktur, die Übertragungswege oder verfügbare, benutzerfreundliche Sende- und Empfangsgeräte sowie Betriebssysteme, Software und Apps bilden nur einige dieser Grundlagen. Die konsequente Neu- und Weiterentwicklung von Technologien und Protokollen ermöglicht deren einfache und benutzerfreundliche Gestaltung; dies fördert die Vernetzung der Anwender untereinander. Gemeinsame Standards und Interoperabilität fördern diese Entwicklung. Voranschreitende Miniaturisierung, lange haltende Akkus, hohe Datenraten machen das Internet mobil. 

Kommunikation

Schlüsselbereich Kommunikation.

Die Möglichkeit, digitale Technologien nicht nur als Empfangssondern auch als Sendemedium zu nutzen – ein Medium, das weitgehend die Grenzen zwischen Sendern und Empfängern aufheben kann – ist das eigentliche, besondere Merkmal der Digitalen Kommunikation. Nutzer haben prinzipiell die Möglichkeit, genauso viele Menschen zu erreichen wie große Unternehmen. Jeder kann sich und seine Fähigkeiten öffentlich darstellen, sollte sich aber auch möglicher negativer Konsequenzen bewusst sein. An jedem Ort zu jeder Zeit jeden erreichen zu können und für jeden erreichbar zu sein, ist inzwischen für viele Menschen alltägliche Gewohnheit, aber auch Fremdbestimmung geworden, die sich bereits in Gegentrends wie Entschleunigung und dem zeitweiligen Rückzug in lokale Abgeschiedenheit äußern.

Gesellschaft und Politik

Schlüsselbereich Gesellschaft und Politik.

Gesellschaft und Politik werden von der digitalen Kommunikation und ihren Auswirkungen zunehmend beeinflusst und üben auch ihrerseits Einfluss aus. Je nach kulturellem Umgang und der vorherrschenden Staatsform unterliegen die digitalen Kommunikationsmittel unterschiedlicher Handhabe. In Island war die Bevölkerung dazu aufgerufen, über digitale Kanäle an der Entstehung einer neuen Verfassung zu partizipieren, im Iran errichtet man hingegen eine eigene Alternative zum freien Internet. Gerade Kontrollinstanzen wie die Politik scheinen von der immanenten Grenzenlosigkeit des Internets überfordert und verharren im Verständnis herkömmlicher Kategorien – wie z.B. der des Rundfunks. 

Wirtschaft

Schlüsselbereich Wirtschaft.

Stärkster Motor des digitalen Strukturwandels ist die Informationstechnologie, deren Daten-Infrastruktur Menschen und Inhalte über mobile Kommunikationsmedien und neue Dienste verknüpft. Während die IT als Dienstleister ihr Leistungsportfolio anhand ihrer Businesslösungen ausdifferenziert hat, ist sie inzwischen an jeder Position in der Wertschöpfung unverzichtbar und kann von der Produktentwicklung bis zur Kommunikation mit dem Konsumenten jede Leistungsphase unterstützen. Mit Blick auf die automatisierten Analysen riesiger Datensätze zur Evaluierung der Customer Journey bis hin zur intelligenten Vernetzung von Inhalten wird die IT-Kompetenz für eine erfolgreiche Positionierung am Markt künftig entscheidender sein als die Produktkompetenz der Herstellerbranche. Gleichzeitig sinken die technischen Barrieren hinsichtlich Zugang und Mitwirkung an digitalen Inhalten. Gestaltungs-, Vermarktungs- und Vertriebsprozesse, die vormals zur Business-Kompetenz autorisierter Unternehmen zählten, sind inzwischen für Konzerne genauso zugänglich wie für Start-Ups, Solo-Selbstständige oder einfache Nutzer. Damit verteilen sich ökonomische Autoritäten neu und unterziehen unser gesellschaftliches Rollenverständnis einer evolutionären und teils revolutionären Veränderung.