Im Rahmen des Nationalen IT-Gipfels, der im November 2016 nach Saarbrücken kommt, veranstalten die Lehrstühle Fachdidaktik Mathematik Primarstufe und Fachdidaktik Deutsch Primarstufe gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Bildungstechnologie und Wissensmanagement eine Ringvorlesung zum Thema „Digitalisierung und Bildung“. Hierzu referieren ausgewiesene Experten aus verschiedenen Bezugsdisziplinen über ihre aktuellen Arbeiten und Projekte. Die Veranstaltung findet jeden zweiten Dienstag um 18.15 Uhr an der Universität des Saarlandes im Hörsaal 3 des Gebäudes E 2.5 statt.
Im Kontext dieser Ringvorlesung referierte Prof. Dr. Jens Dittrich am 31. Mai über die Digitale Informatik-Ausbildung: Das Ende des Hype Cycles? und sprach über seine Erfahrungen mit dem “Flipped Classroom Model” oder “Inverted Classroom Model”.
Demnach wird die klassische Inhaltsvermittlung nicht mehr durch einen Referenten oder Lehrer, sondern durch bestimmte (digitale) Medien übernommen, z.B. Videos, Texte usw. Auf diese Inhaltsvermittlung folgen Wissensabfragen via Moodle, von denen eine gewisse Anzahl bestanden werden müssen, um zur Klausur zugelassen zu werden. Erst nach dieser wissensvermittelnden Einheit folgt eine Phase der Anwendung mit Tutorien, Übungen usw. In dieser Anwendungsphase sind sowohl der Professor selbst als auch die studentischen Tutoren anwesend. Die Studierenden bekommen Arbeitsaufgaben und die Lehrenden gehen durch die Reihen und unterstützen bei der Problemlösung. Das Flipped Classroom-Model ist zurzeit noch nicht sehr verbreitet. Nach Aussagen des Referenten nutzen dieses Modell zurzeit nur ca. 5 % der Lehrenden. Dies liegt u.a. am sehr hohen Vorbereitungsaufwand dieses Lehrkonzeptes. Nach Angaben des Referenten stellt die Produktion der Videos einen sehr hohen Aufwand dar. Für ein Video mit 3:44 min Länge sollte ein Anfänger demnach eine Woche Produktionszeit rechnen, ein Fortgeschrittener 2 Tage. Zur Bildschirmaufzeichnung empfiehlt er Screencasts, seiner Meinung nach ist es nicht notwendig, dass die Zuhörer den Referenten im Video sehen. Wichtig ist es demnach, die entsprechende Technik zur Erstellung dieser Screencasts zu besitzen. Für Videos ist ein leistungsfähiger Rechner zum Bearbeiten und Schneiden der Videos notwendig. Die Videos/ Screencasts sollten ungefähr 3 min. dauern, aber nicht länger, da die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer dann meistens erschöpft ist. Die Folien sollten wenig Informationen enthalten, was auf den Grundsatz des Mikro-Teachings verweist. Die Videos/ Screencasts werden über Youtube bereitgestellt, was besondere Anforderungen an den Umgang mit Quellen und Lizenzen stellt. Nachdem die Teilnahme an Moodle-Wissensabfragen erfolgt ist, können die Studierenden die Übungen und Tutorien besuchen. Informatikstudierende erhalten wöchentliche Übungsaufgaben, die sie normalerweise in „Eigenverantwortung“ lösen müssen. Seitdem die Wissensaneignung jedoch bereits in Eigenverantwortung erfolgt, stehen der Prof. und die Tutoren den Studierenden im Rahmen der Tutorien jeweils beratend bei der Lösungsfindung zur Seite. Die Zeit reicht jedoch meist nur, um einen Lösungsansatz zu finden. Weitere Betreuung findet durch eine Forum bei Moodle statt (ähnlich Stackoverflow -http://stackoverflow.com/ - welches bei Informatikern einen guten Ruf genießt.
Fazit: Für junge Studierende ist das Konzept weniger geeignet, ältere Studenten kommen damit wiederrum sehr gut zurecht und dem Dozenten macht es viel Spaß.
Der nächste Vortrag der Reihe wird am 14. Juni von Professorin Dr. Silke Ladel (Lehrstuhl für Fachdidaktik Mathematik in der Primarstufe, Universität des Saarlandes) zum Thema „Von der Grundschule bis zur Hochschule – Individuelles Arbeiten mit der virtuellen Stellenwerttafel“ gehalte