In einer Zukunft des „Internets der Dinge“ – oder sogar des „Internet of Everything“- soll Dingen, die bisher auf Steuerung durch ihre menschlichen Besitzer angewiesen sind, durch die Fähigkeit der Kommunikation eine Art Eigenleben gegeben werden. Das Internet der Dinge bezeichnet die Vernetzung von Gegenständen mit dem Internet, damit diese Gegenstände selbstständig über das Internet kommunizieren und so verschiedene Aufgaben erfüllen können. Der Anwendungsbereich ist dabei nahezu grenzenlos.
The Internet of Everything
Ursprünglich stammt die Idee zum Internet der Dinge aus der Logistikbranche, in der täglich Millionen von Gegenständen - von Containern bis hin zu einzelnen Schrauben - durch die Welt bewegt werden und minutengenau am richtigen Ort ankommen müssen. Die Vernetzung sollte hier Abhilfe schaffen.
PEXELSDie Verbindung zwischen Computer und Internet wird sich in den nächsten Jahren auflösen.
Stefan Noller, Ubrich
In Zukunft sollen die unterschiedlichsten Gegenstände vernetzt sein und miteinander kommunizieren. Manche davon mögen zwar futuristisch klingen, aber alle davon gibt es schon: Den Schlüssel, der sich von selbst meldet, wenn er verlegt wurde, den Kühlschrank, der Lebensmittel bestellt, wenn er leer ist, das Auto, das zur Werkstatt funkt, wenn es eine Reparatur benötigt. Mit Sensoren ausgestattetes Besteck, das registriert, was und wie schnell gegessen wird, und diese Daten an einen Cloud-Server sendet, wo sie mit den Daten verknüpft werden, die Toaster, Kühlschrank und Kochtöpfe über die Essgewohnheiten sammeln. Wird zu schnell, zu viel oder das Falsche gegessen, piepst Ihre Gabel. Oder der Toaster weigert sich, eine weitere Scheibe Toast zu produzieren, bevor der Benutzer nicht eine Runde joggen war - eine Information, die die internetfähigen Socken sofort an den Toaster melden. Das Hundehalsband registriert, dass der Hund zum Tierarzt muss, gleicht die Datenbank der Arztpraxis mit dem Kalender ab und macht eigenständig einen Termin. Der Regenschirm färbt sich blau, weil er dem Online-Wetterbericht entnommen hat, dass es gleich anfangen wird zu regnen. Eine Lampe bringt ihren Besitzern die Lichtverhältnisse des Rheintal ins Wohnzimmer. Fernseher kennen die Sehgewohnheiten, Fitnessarmbänder melden die Gesundheitsdaten an eine App auf dem Handy und Rasierapparate bestellen selbständig ihre Klingen nach – dem Internet der Dinge scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein!
The Internet of EverythingAnzahl an internetfähigen Endgeräten weltweit.
Wie die vernetzten Systeme die Abläufe in der Industrie verändern, lässt sich schon heute beobachten. In den einigen amerikanischen Versandzentren von Amazon organisieren autonome Roboter den Betrieb. Dazu kommunizieren sie über das Internet miteinander und orientieren sich mit Hilfe von Barcodes auf dem Boden. Sensoren an Robotern und Regalen vermeiden die Kollision mit Hindernissen. Nach Schätzungen von Amazon hat sich die Produktivität seither mehr als verdoppelt.
https://youtu.be/quWFjS3Ci7A
https://www.youtube.com/watch?v=g6DIFpaoI6A
Im VIP-Parkhaus des Düsseldorfer Flughafens hat der Roboter „Ray“ das Einparken übernommen. Er platziert die Autos zentimetergenau nebeneinander und bringt so rund 40 Prozent mehr Autos auf der gleichen Fläche unter. Außerdem informiert er sich selbständig über Abflüge und Ankünfte am Flughafen und sortiert die Autos vor, damit sie pünktlich zur Ankunft ihrer Besitzer wieder bereitstehen.
https://www.youtube.com/watch?v=nuVuEz0S16c
In vielen Lebensbereichen erhoffen sich Experten Verbesserungen vom Internet der Dinge. Vernetzte Haushaltsgeräte und Sensoren helfen beispielsweise dabei, dass alte Menschen länger in ihren Wohnungen bleiben können. Die Geräte könnten überwachen, ob sich ein Mensch normal in seiner Umgebung bewegt, und bei Problemen den Pflegedienst oder einen Verwandten alarmieren. Vernetzte Thermostate lernen, wann sich die Bewohner in Ihrer Wohnung aufhalten und passen die Temperatur an. Ingenieure arbeiten daran, Brücken mit Sensoren auszustatten, die Informationen über Risse im Beton an die zuständige Behörde funken, bevor sie sichtbar sind. Auf diese Weise sollen Unglücke vermieden und Instandhaltungskosten gesenkt werden. Selbstfahrenden Autos sollen bald untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur vernetzt sein, um Unfälle zu vermeiden. Die neuen Services vernetzter Geräte bieten Privatnutzern in vielen Bereichen mehr Komfort, Sicherheit und Spaß.
Doch von der vernetzten Welt profitieren auch andere: Unternehmen verzeichnen Effizienzsteigerungen, Kostensenkungen und besserer Ressourcennutzung, weil Maschinen produktiver werden. Künftig treffen Kunden und Unternehmen nicht mehr einmalig am Point of Sale aufeinander, sondern interagieren kontinuierlich, solange der Kunde ein Produkt und die dazugehörenden Services nutzt. Aus Sicht der Unternehmen verspricht dies enorme Effizienzgewinne. Rund 14 Billionen Dollar, schätzt die Softwarefirma Cisco, lassen sich bis zum Jahr 2022 mit dem Internet der Dinge verdienen
Bis es so weit ist, sind allerdings noch einige Fragen zu klären. Denn die Vernetzung macht die Dinge nicht nur „smart“, sondern auch angreifbar. Es besteht die Gefahr, dass eine vernetzte Infrastruktur zur Überwachung ausgenutzt wird oder dass sie von außen angegriffen wird. Hackern des Chaos Computer Clubs gelang es schon vor Jahren, vernetzte Stromzähler zu manipulieren und Berichte von Angriffen auf vernetzte Haushaltsgeräte gibt es zuhauf - dann sitzen die Bewohner im Dunkeln.
The Internet of EverythingWahrgenommene Nachteile des Internet der Dinge.
Die Kommunikation der vernetzten Dinge ist letztlich nichts anderes als der Austausch enormer Datenmengen. So wird es immer schwieriger den Überblick zu behalten, welche Daten im Netz landen, wer darauf Zugriff hat und was damit passiert. Viele der gesammelten Daten lassen Rückschlüsse auf die Gewohnheiten zu, wie zum Beispiel auf den Träger intelligenten Fitnessarmband. Was wenn Krankenkassen in Zukunft diese Daten nutzen? Schon jetzt bieten einige private Krankenkassen Bonusprogramme für Mitglieder, die ihre Fitnessdaten teilen.
Letztlich ist entscheidend, dass das Internet der Dinge nicht die Werte gefährdet, die in unserer Gesellschaft wichtig sind. Eine Politik der Transparenz ist gefragt, die offenlegt, welche Daten die vernetzten Gegenstände sammeln und wie sie verwendet werden. Denn welche Daten die Krankenkasse oder andere Institutionen erhalten ist keine Frage der Technik, sondern immer eine Entscheidung der Gesellschaft.
Connecting products to the Web will be the 21th century electrification.
Bis 2022 werden Schätzungen nach
rund 14 Milliarden
Geräte wie Sensoren, Sicherheitskameras, Fahrzeuge und Maschinen miteinander vernetzt sein.